Dieser Beitrag setzt sich ziemlich kritisch mit der Supplement-Szene und so manchem Hersteller auseinander. Manche Aussagen sind gezielt überspitzt und sind nicht ganz ernst zu nehmen. Wer tatsächlich auf der Suche nach einer sinnvollen Strategie für Supplemente ist, kann sich demnächst hier überraschen lassen – sofern die Resonanz stimmt.
Der Markt an Sportnahrungsergänzungsmitteln, kurz Supplements, ist von einer Vielzahl an Anbietern völlig überlaufen. Es gibt einige gute Firmen, es gibt einige Firmen „die halt dabei sind“ und es gibt durchaus Hersteller die ihre Kunden gezielt verarschen um etwas mehr Profit abzugreifen. Auch wenn die sogenannte Health Claim Verordnung gezielt gegen Aussagen zu Nahrungsergänzungsmittel vorgehen soll, die nicht der Wahrheit entsprechen bringt diese Verordnung vor allem Probleme für Hersteller, die versuchen innovativ zu arbeiten. Und natürlich auch einen erhöhten Mehraufwand für so manchen Supplement-Onlineshop. Und letzten Endes viel Geld in die Kassen von Abmahn-Anwälten.
Der Mensch lässt sich von Natur aus gerne begeistern. Deswegen arbeitet man im Marketing gezielt mit Wirkungen wie der Begeisterung, aber auch der Angst. Eine Sache die gerade der jungen Generation besonders viel Spaß bereitet sind auch Verbote. Verbote üben viele Reize aus. Viele Stoffe die verboten wurden haben eine tatsächlich nachweisbare Wirkung, allerdings auch Nebenwirkungen mit denen oftmals nicht zu spaßen ist. Dies ist allerdings erstmal nebensächlich. Allein aufgrund der Tatsache, dass „funktionierendes verboten wird“ üben Produkte die verboten werden einen besonderen Reiz aus.
Der Erfolg von Red Bull lag im Verbot
Ditrich Mateschitz, der Gründer von Red Bull und der Mann der die Energy-Drinks nach Europa brachte ist für mich einer der erfolgreichsten Menschen im Marketing. Mit einer fixen Idee, der inzwischen allseits bekannten und beliebten Red Bull Dose, gründete er 1985 sein eigenes Unternehmen. Mit der Einführung in Deutschland scheiterte er allerdings an den Behörden und zog nach Österreich. Ende 1987 hatte er die Zulassung für sein neues Produkt in Österreich erreicht – womit er in Deutschland gescheitert war.
Nach den ersten Schritten in Österreich wurde das Produkt „Red Bull“ 1994 auch in Deutschland zugelassen. Getrunken wurde die kleine Dose allerdings bereits zuvor. Durch den Reiz des Verbot wurde Red Bull zahlreich nach Deuschland importiert. Aus dieser Zeit ranken sich auch verschiedene Gerüchte rund um die Dose.
Inzwischen ist Red Bull von dem Image des Verbotenen weit entfernt und ein ernst zu nehmendes Unternehmen mit dem perfekten Gespür für Marketing. Doch zurück zu unseren Supplements.
Wir basteln uns eine Marketing-Strategie
Mein Titel verspricht „Die perfekte Supplement-Marketing Strategie“ und natürlich, hier ist sie. Zuerst einmal suchen wir uns einen Markennamen. Irgendwas englisches, im Zweifesfall ein Tier, dass für Stärke und Kraft steht. Auch Begriffe die für ein gutes Training stehen können wir wählen. Wichtig ist nur: Es muss Englisch sein und dahinter packen wir noch „USA“. Ich nenne meine fiktive Marke „Black Grizzly USA“.
Der Sitz ist sicherlich irgendwo in einer kleinen Provinz in Deutschland, die mit den USA so viel zu tun hat wie ein Paar Schuhe mit einem leckeren Abendessen. Hauptsache die Gewerbesteuer ist günstig. Unser Produkt wird ein Booster sein, der natürlich für extremen Pump und Fokus sorgt. Auf Youtube finde ich auch einige Fitness-Youtuber die sich für das notwendige Taschengeld gerne für ein paar Videos und Reviews hergeben.
Der Booster nennt sich „Hardcore V2“! Die neue, extremere und bessere Version. Natürlich gibt es keine Version 1, aber das ist erstmal nebensächlich. Mit ein paar Blogeinträgen auf freien Blogs, ist man schnell informiert über die erste Version die bereits in einigen Ländern verboten wurde! Mit etwas Glück greift dies auch so manches „Fachmagazin“ auf und berichtet über die Neuauflage des verbotenen Boosters.
Ausgetauscht wurden nur ein paar Stoffe. Damit ist unser Produkt zwar erstmal nicht weniger Hardcore und gefährlich, aber nicht mehr verboten. Der Umstand, dass das Produkt tatsächlich niemals verboten wurde und in unserem überspitzten Fall nicht mal existierte ist durchaus nebensächlich. Denn die wenigsten stellen das kritisch in Frage und fragen nach.
Hardcore V2 erobert den Markt
In unserem fiktiven Booster Hardcore V2 finden sich bisher eigentlich nur bekannte Stoffe, die man halt so in einem Booster findet. Zusätzlich natürlich alle wichtigen und teilweise umstrittenen Stoffe wie Synephrine. Ob wir nun tatsächlich DMBA, DMMA oder DMHA beimischen ist der eigenen Risikofreudigkeit geschuldet. Und natürlich 400mg Koffein pro Scoop – das ballert richtig!
Es reicht allerdings völlig, dass wir uns von den bekannten Namen der Inhaltsstoffe verabschieden und lieber die chemischen Abkürzungen oder Namen verwenden. Damit kann der typische Kunde schonmal nichts anfangen, aber es klingelt in seinen Ohren – klingt schließlich so wie DMBA und Co. Die Wirkung ist dank einer recht brauchbaren Formel auch ganz gut. Wichtig ist hierbei nur: Günstig einkaufen und sinnvoll mischen – dann stimmt nämlich auch der Gewinn.
Hinweise auf den Verpackungen dürfen nicht fehlen. Unser Produkt darf aufgrund seiner Stärke nämlich nicht unter 18 verkauft und konsumiert werden! Oder noch besser: Unter 21 Jahren ist das Produkt Tabu! Damit gehen wir sicher, dass wir auch de naive Kundschaft zwischen 14 und 18 Jahren erreichen.
Mit unserem neuen, tollen Pre-Workout Produkt erobern wir jetzt den Markt. Wichtig ist immer darauf hinzuweisen, dass „die Formel aus den USA“ sicherlich bald verboten wird und das hervorragende Produkt nicht mehr in den Regalen zu finden sein wird. Jetzt ist nur Fingerspitzengefühl gefragt – denn ein Dauerläufer kann unser Pre-Workout Booster eher nicht werden. Aber einige Zeit haben wir, in der wir gute Gewinne abgreifen können. Wir müssen nur aufpassen, dass der Hype eine Weile aufrecht erhalten wird.
Zu groß dürfen wir natürlich auch nicht planen. Spätestens wenn ein Youtube Blogger wie Goko oder auch der bekannte Gannikus-Blog Wind bekommen, ist eine Bloßstellung wahrscheinlich. Doch solange unser Booster gehypt wird können wir weitere Produkte auf den Markt bringen. Diese müssen nicht mal sonderlich gut sein. Solange das Kilo Whey-Protein unter 20 EUR kostet geht die Strategie langfristig auf.
Beispiele aus der Praxis „Jack3D – die alte Formel“ und „Hydroxycut“
Die nun angesprochenen Produkte gibt es in Real. Und zumindest Jack3D hat eine deutlich spürbare Wirkung gezeigt. Geschuldet durch den inzwischen eben auch verbotenen Stoff DMMA. Bis heute findet man viele die „die alte Formel von Jack3D“ ausprobieren möchten und nach Dosen suchen, die man kaufen kann.
Verboten wurde Jack3D aufgrund von Todesfällen, die mit dem Produkt in Verbindung gebracht werden. Ein Nachweis ist bis heute aber nicht erbracht. DMMA ist ein Arzineistoff der einen deutlichen Blutdruckanstieg verursacht und damit für Pump sorgt. Ist aber eben auch gefährlich (ausser du arbeitest vorsorglich an einem Herzinfarkt).
Tatsächlich findet man auch noch immer Shops, die „den Originalen Alten“ anbieten und zu hohen Preisen verkaufen. Hier muss man inzwischen davon ausgehen, dass es sich um nachgemachte Produkte handelt. Ich hatte bereits eine Dose in der Hand, die von der Originalen äusserlich in einigen Punkten abgewichen ist. Ob da nun die „originale Formel“ verarbeitet wurde, oder es sich um ein Produkt in ähnlicher Dosierung handelt will ich gar nicht beurteilen. Fakt ist: Mit dem Verkauf des Verbotenen machen einige Leute durchaus guten Umsatz.
Der Fatburner Hydroxycut wird einige tolle Suchergebnisse bei Google liefern. Diese beschäftgen sich vor allem mit einer Warnung des Gesundheitsministeriums. Auch ein paar große, deutsche Magazine haben diese Warnung aufgenommen und warnen vor dem Produkt.
So sollen Leberschädigungen möglich sein, die Inhaltsstoffe häufig gewechselt haben und das Zeug schwere Gesundheitsschäden verursachen. Gleichzeitig findet man das ein oder andere Forum in dem Menschen darüber philosophieren, dass Hydroxycut mit der ausreichenden Menge Wasser sicherlich nicht so gesundheitsschädlich sein könnte und die Wirkung doch sicherlich gut sein müsste.
Mit Verboten zu reizen, eine richtige Strategie?
Ich hoffe, dass in diesem Beitrag ausreichend viel Sarkasmus durchgekommen ist. Tatsächlich wirkt ein Verbot auf so manchen potenziellen Kunden verkaufsfördernd. Wer nun also plant auf diesen Zug aufzuspringen, sollte sich das nochmal überdenken.
Ihr könnt aber diesen Beitrag gerne etwas kritischer betrachten und so manche Strategie und manch verbotenes Produkt durchaus nochmal in Frage stellen. Es wird nicht ohne Grund vor vielen Produkten gewarnt – die Nebenwirkungen machen sich nicht direkt bemerkbar oder unterstützen sogar den gewünschten Effekt.
Dennoch sollte man sich fragen, was so ein erhöhter Blutdruck eigentlich im eigenen Körper auslöst. In diesem Sinne: Passt auf euch auf und überdenkt den Konsum von so manchem Supplement.
Bildquellen
- Die Red Bull Story: Amazon